Israel Reise 2008
Reisebericht über unsere ISRAEL-REISE 2008
von Roland HORNUNG
Die diesjährige Israelreise unseres " Freundeskreises Israel in
Regensburg ", wie immer 14 Tage, diesmal vom 16. Februar bis 1.
März 2008, war meiner Meinung nach besonders gelungen und schön.
- Unsere Reisegruppe war sehr homogen und harmonisch ( im Gegensatz
zu mancher früheren Reise, wo hin und wieder " ungewöhnliche" Men-
schen dabei gewesen waren....).
- Regina war seit 3 Jahren ( seit 2005 ) erstmals wieder dabei !
- Zusätzlich zu den üblichen Reise-Schwerpunkten waren diesmal
einige Besonderheiten ( " Schmankerl " ) dabei.
Neben den üblichen Schwerpunkten: Kinneret ( See Genezareth ),
Jerusalem, Totes Meer mit Masada und Qumran, Tel Aviv, war diesmal
ZUSÄTZLICH für einige der Reiseteilnehmer ein 2-Tages-Ausflug nach
PETRA in Jordanien dabei, während wir Übrigen uns in dieser Zeit
in EILAT beim Baden im Roten Meer und beim Kamelreiten in der Wüste
bei strahlend blauem Himmel und hochsommerlichen Temperaturen aus-
ruhten.
ZUSÄTZLICH war auch am See Genezareth ein Besuch am Hule-See, wo
rund 20 000 (!) Kraniche überwintern, sowie Reiher, Ibisse und
andere Vögel. Diese Naturbeobachtung war eine willkommene Abwechs-
lung zum Kulturprogramm.
In Safed ( Zfat ) waren wir in der Josef Caro - Synagoge und erleb-
ten die Stadt der Kabbala ( jüdische Mystik ).
Natur stand wieder im Mittelpunkt bei der Besichtigung der Tropf-
steinhöhlen bei Beit Schemesch. Dort besuchten wir, wie auch auf
den Golanhöhen, eine Weinkellerei mit auserlesen guten Weinen.
Jeder Israelbesuch ist für mich auch mit starken Emotionen verbun-
den. Wenn man einmal in Israel gelebt hat ( und nicht nur als Tou-
rist dort war ), empfindet man manchmal etwas anders, man sieht
Israel fast als " zweite Heimat " an. Besonders emotional ist für
mich immer wieder Yad Vaschem ( die Gedenkstätte für die Schoah ),
überhaupt Jerusalem, das Leben in der Stadt, vor allem am Mahane
Jehuda, oder ein Besuch an Hakotel, der Westmauer. Diesmal kam noch
Ein Yahav dazu, ein Besuch bei alten, sehr guten Freunden.
Bewegend war auch, als ich in Eilat am Strand einen Bekannten traf,
völlig zufällig, den ich vor 15 (!) Jahren das letzte Mal gesehen
hatte und dem ich vor 20 Jahren Grundkenntnisse in Deutsch beige-
bracht hatte.
Unsere Israelreisen sind ja KEINE Ausflüge als Badetouristen ( auch
wenn wir natürlich im Roten Meer und manche im Toten Meer baden ) -
dazu ist Israel auch zu teuer. Wir machen aber auch KEINE " Pilger-
Reisen " im üblichen, klassischen Stil.
UNSERE Reisen vom " Freundeskreis Israel in Regensburg " sind
stets Reisen mit persönlicher Beziehung, emotional und vielseitig,
mit dem Ziel, Israel in all seinen Befindlichkeiten und all seinen
Gegensätzen, Land und Leute, kennen zu lernen - und um mehr zu
verstehen, und dieses unser Verstehen, unser Verständnis mit
Israel, dann auch hier in Deutschland weiter zu geben.
Wir sind nicht blauäugig, keine naiven " Philosemiten ", einige
von uns haben ja auch schon in Israel gelebt und/oder waren auf
mehreren Reisen dabei. Wir bekämpfen aber anti-israelische und
antisemitische Stereotype und Vorurteile und einseitige Vor-
Verurteilungen und Dämonisierung Israels sehr deutlich und mit
aller Macht. Wir schweigen nicht zu Unrecht, durchaus auf beiden
Seiten, wir verherrlichen niemand. Wir sehen das jüdische Volk
in Israel ganz natürlich: Es sind Menschen wie wir auch.
Euer Roland ( Hornung )
Reisebericht
Von Prof. Dr. Matthias Volpert
Auch die für mich in Folge nun dritte Reise nach Israel unter der bewährten
Leitung von Uri Beer (Jerusalem) lässt eine gewisse Dreiteilung erkennen,
die sich an geographischen, historischen bzw. urbanen und
gesellschaftlichen Lebensweisen im Norden, in der Mitte und im Süden des
Landes orientiert. Da unsere Reisegruppe nach Größe und Zusammensetzung
jeweils unterschiedlich ausfällt, ergeben sich daraus einerseits
"gesetzte", aber auch neue Reiseziele, andererseits auch Anspruch und
Stimmungslage eines solchen Unternehmens: Wer lässt sich nicht gern wieder
auf dem Berg der Seligpreisungen stehend vom Anblick des Sees Genezareth
verzaubern, eingebettet in Berge und Täler, die uralte Geschichten erzählen
können? Wer probiert nicht gern wieder wunderbare Weiss- oder Rotweine, die
nun auf den Golanhöhen gedeihen? Wer gibt sich nicht Stille und
Nachdenklichkeit hin beim wiederholten Anblick von steinernen Zeugen in
Galilea aus biblischer, hellenistischer, römischer oder Kreuzfahrer-Zeit?
Doch Israel ist ein moderner Staat, der nicht nur über weltweit bedeutende
Hochschulen verfügt, besonders auf den Gebieten der Elektronik, Medizin-
und Nanotechnik Spitzen-leistungen vollbringt, sondern auch dem
ökologischen Gleichgewicht große Bedeutung beimisst. Hierfür sprechen nicht
nur die gewaltigen Aufforstungsbemühungen des aus der Türkenzeit
verkarsteten Landes, sondern auch anerkannte technische Leistungen auf den
Gebieten der Meereswasserentsalzung und Wüstenbewässerung. Wir erlebten im
nördlich, an der Grenze zum Libanon gelegenen Hula-Tal vor dem
schneebedeckten Hermon-Bergmassiv ein wahres Vogelparadies. Tausende
Kraniche, die sonst die Jordansenke als Orientierung auf ihren Flügen
zwischen Afrika und Europa nutzen, haben es sich auf ihrem einstigen
Zwischenlandeplatz dank guter Fütterung "bequem" ge- macht. Die Fütterung,
die eigentlich die Vögel von der Nahrungssuche auf den umliegenden Feldern
abhalten sollte, lässt sie ihren Weiterflug nach Afrika vergessen.
Gleichzeitig tummeln sich in dem wieder bewässerten Hula-Tal zahlreiche
weitere Vogelarten. Neu in unserem Nordprogramm mit den Drusendörfern auf
dem Golan, Nazareth, Berg Tabor und dem Harmagedon-Tal, Beit Shean und Beit
Alpha, sowie Haifa und Akko war diesmal auch die hochgelegene Stadt der
jüdischen Mystik (Kabbala) Safed. Dieser Ort zählt zu den 4 heiligen
Städten des Judentums und erlangte als Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit
besonders nach der Vertreibung der spanischen Juden am Ende des 15.
Jahrhunderts Bedeutung. Ausserdem entstand dort bereits 1563 die erste
Druckerei des Orients! Wir besuchten die bekannte Josef-Karo-Synagoge –
eine von 3 prägenden Gotteshäusern. Leider war unser Aufenthalt in Safed
nur kurz bemessen, was der Stellung dieser Stadt im jüdischen Kunst- und
Geistesleben wohl nicht gerecht wurde. Auf unserer Fahrt durch die
Westbank, entlang des Jordanflusses, der sich dort bereits sehr schmal
durch die Niederung schlängelt, war sichtbar, dass die vermeintliche
Friedlichkeit des israelischen Alltags nur durch ein strenges Grenzregime
auch zu Jordanien und entsprechende Kontrollposten vor und nach dem
Westjordanland erkauft werden kann. Der Friedensvertrag zwischen Israel und
Jordanien aus dem Jahre 1994 hindert militante Palästinenser in Jordanien
nicht daran, Anschläge auf israelische Siedlungen zu versuchen. Uns war
(wieder einmal) klar, dass eine Israel-Reise, wie wir sie wünschen, keine
Pilger-, Geographie- oder Geschichtsreise allein ist, sondern dass wir
Israel erfahren, verstehen wollen – auch in seiner Widersprüchlichkeit, mit
seinen starken gesellschaftlichen Kontrasten und auch Bedrohungen.
Beeindruckend ist bei einer solchen Nord-Süd-Reise in Israel immer wieder
der allmähliche Übergang von den fruchtbaren in die Wüstenregionen, die
dann nur von Oasen und Palmen- anpflanzungen unterbrochen werden. Aber auch
auf jordanischer Seite ist eine rege landwirtschaftliche Nutzung der
Jordansenke nicht zu übersehen. Möglich wurde das durch ein Abkommen mit
Israel, wonach der Yarmuk-Fluss, aus einer Schlucht im jordanisch-syrischen
Grenzgebiet zu Israel kommend, zur Bewässerung umgeleitet wurde. Hier ist
sichtbar vor aller Augen, dass eine israelisch-arabische Kooperation
gelingen kann, wenn nur Vernunft und guter Wille auf beiden Seiten
vorhanden sind. Auf der Hauptstrasse Nr. 90 passierten wir Jericho, die
älteste Stadt der Welt, und statteten Qumeran und Massada wieder einen
kurzen Besuch ab. Bereits bei der Vorbereitung unserer diesjährigen Reise
war ein zweitägiger Ausflug von 3 Mitgliedern der Reisegruppe, zu denen
auch ich zählte, von Eilat nach Jordanien eingeplant. Uns reizte im
früheren Transjordanien die bekannte Wüstenstadt Petra und die am Wege
dorthin liegende eindrucksvolle Wüstenregion des Wadi Rom. Transjordanien
soll hier nur ausdrücken, dass die heutige Staatsgrenze keine Geschichts-
oder Kulturgrenze zu biblischer Zeit oder im Altertum war. Während also ein
Teil unserer Gruppe die Urlaubsmöglichkeiten von Eilat bei strahlendem
Sonnenschein genoss, stiegen wir nach unkompliziertem Grenzübertritt in den
Jeep unseres jordanischen Reiseführers Aschraw. Die Route zuncähst durch
Aqaba führte uns dann hinauf auf einen Ausblick über die ganze Golfregion,
der die beiden Städte scheinbar zu einer verschmelzen ließ. Option?
Wunschvorstellung? Das Wadi Rom liegt auf etwa 1000m Höhe und ist durch
seine faszinierende und bizarre Gebirgswelt bekannt. Staunen war auf
unserer Seite, wenn ein Sandsturm die Felskonturen verwischte, wenn die
Farben von Sand und Stein stetig wechselten – und das in einer fast
menschenleeren Gegend, nahe zur Grenze des uns eigentlich so fernen
Saudiarabiens. Bewohner dieses Landstrichs sind im wesentlichen Beduinen,
die uns mit ihren dunkelhäutigen, markanten Gesichtern und ihrem
Kopfschmuck bzw. Bekleidung beeindruckten. Auch unsere weitere Reise nach
Petra verlief auf einer Höhe von 1000 bis 1500m, wobei die Berge langsam
zurück blieben und ein unendlich karges und steiniges Land den Ausblick
beherrschte! Aufenthalt und Übernachtung in Wadi Mousa – hier soll Moses
mit seinem Stock nach biblischer Überlieferung bei der Wanderung des Volkes
Israel ins gelobte Land aus einem Stein Wasser geschlagen haben –
vermittelte uns einen sehr nachdenklichen Eindruck von der
arabisch-islamischen Lebensweise. Die Nabatäerstadt Petra, in einer lang
gedehnten, abfallenden Felsenschlucht mit raum- greifenden Erweiterungen
gelegen, war zu biblischer Zeit und später Durchgangsort der Karawanen auf
ihrem häufig genutzten Weg von Mesopotamien nach Ägypten. Ihre Be- wohner
waren mit der Wasserversorgung in trockener Wüstengegend bestens vertraut
und verwalteten weitere Stützpunkte auf dem genannten Karawanenweg. Sie
hinterliessen erstaunliche Bauwerke – meistens von Hand in die Felswände
getrieben – zur Nutzung als Tempel oder Begräbnisstätten. Aber auch
nachfolgende Kulturen haben hier ihre „Handschrift“ hinterlassen – so auch
Römer und Kreuzritter. Unser Abschied von Jordanien und unsere Rückkehr
nach Israel empfand ich dann als Ankommen in einer vertrauten Welt! Am
Abend im Kibutz Eilot war das Abendbrotangebot besonders reichlich, ergänzt
um Wein und manche zusätzliche Leckereien – es war Freitag, es war Sabbat.
Die Kibutzim, in deren Reihen wir stets unsere Mahlzeiten einnahmen,
erschienen zu diesem Anlass festlich gekleidet, wobei einige auch ihre
Religiosität ausdrückten. Erwähnenswert ist mir diese Begegnung am Morgen
und am Abend deshalb, weil ich die Israelis so als zupackende,
optimistische Menschen erlebte – ein Eindruck, der mir auch in anderen
Situationen und an anderen Orten vermittelt wurde.
Eine Woche verblieb nun noch für unser drittes Reiseziel: die Landesmitte.
Die nördliche Route mit einem Zwischenaufenthalt im Timna-Park, einer
Kupferabbaustätte aus ägyptischer Zeit, folgte wieder dem Arava –Tal,
führte uns am Toten Meer vorbei schliesslich hinauf nach der Stadt des
Friedens: Jerusalem. Die Stadt empfing uns wieder lebendig, betriebsam und
im weiteren Ausbau begriffen. Auf unseren teils schon vertrauten Wegen
durch die Altstadt, eingeschlossen der Zions- bzw. Ölberg und auch wieder
der Tempelberg blieben wir nicht unberührt von Gedanken um die Zukunft
dieser Stadt. Sicherlich ist Jerusalem nicht nur durch die religiöse
Vielfalt, sondern auch durch unterschiedliche Kultur und Lebensweisen
geprägt. Doch eine erneute Zweiteilung der Stadt mit Zaun, Abgrenzung,
Stacheldraht, wie vor 1967 vorhanden, ist als politische Lösung nicht
vorstellbar. Hier sollten z.B. Berlin und Belfast mahnend wirken! Die
künftige Stellung Jerusalems vor dem Hintergrund eines jüdischen und eines
palästinensischen Staates bildet wohl das schwierigste Problem im
ungelösten Konflikt. Es müssen sicherlich erst Anerkennung, Vertrauen,
Zusammenarbeit und religiöse Toleranz wachsen, damit nicht alte
Lösungsklischees wieder bedient werden! Mein bisheriges Jerusalembild wurde
diesmal bereichert um das Gartengrab in Ostjerusalem, die Knesseth und die
armenische Kathedrale in der Altstadt. Hier erlebte ich die gesprochene und
gesungene Gottesverehrung der Mönche in seltsamen Kontrast zur zerstreuten
Hast der Touristen. Zeit blieb ausserdem für einen Ausflug nach Tel Aviv,
wo uns die ungebrochene Bautätigkeit überraschte und wir durch einen Besuch
im Diasporamuseum viele Einzelheiten über das jüdische Leben in der
weltweiten Zerstreuung, die Bewahrung von Religion und Kultur trotz
vielfältiger Bedrängnis und wiederholter Vertreibung erfahren konnten. Auch
Regensburg als eine wichtige jüdische Ansiedlung des Mittelalters fanden
wir erwähnt. Ein weiterer Ausflug von Jerusalem aus galt der näheren
Umgebung. Der Kalkstein der judäischen Berge lässt nicht nur köstlichen
Wein im Ella-Tal reifen, sondern hat in Jahrtausenden wunderbare
Tropfsteingebilde gezaubert, die wir in einer Höhle nahe Beit Schemesch
bewundern konnten. In Emmaus, dem heutigen Abu Gosh mit arabischen
Einwohnern, stärkten wir uns später mit Gerichten aus der arabischen Küche
und erfuhren dort von manchem inoffiziellen Treffen zwischen israelischen
und palästinensischen Persönlichkeiten!
Im 60. Jahr nach der Staatsgründung Israels am 14.05.1948 erlebten wir das
Land lebendig, weltoffen und selbstbewusst, das sich trotz innerer
Gegensätze der Demokratie – ein altes jüdisches Regularium! – verpflichtet
weiss. Wir verabschiedeten uns von Israel / Palästina mit der Hoffnung,
dass die politisch Verantwortlichen in dieser Region weiterhin Schritte
wagen werden, die zu einer einvernehmlichen politischen Lösung führen
können. Wir verabschiedeten uns aber auch mit der Überzeugung, dass das
Existenzrecht Israels unbestreitbar ist!
Prof. Dr. Roland Hornung am April 22, 2008, 3:47 p.m. in
Reisen